Die Arbeitsmigration der Montafoner Sensenhändler

Josef Tschofen beim Dengeln einer Sense.

© Montafoner Museen

Das Projekt soll Auskunft über Arbeitsmigration im Montafon geben und beleuchtet dieses in der Region wohl bekannte Phänomen eindrücklich. 

Arbeitsmigration, das Aufsuchen anderer Regionen zum Zweck der Erwerbstätigkeit, wird in der Gegenwart meist mit „Gastarbeit“ in passiver Form gleichgesetzt – mit der Erwerbstätigkeit von Angehörigen anderer Staaten im eigenen Land. Weit weniger im Bewusstsein verankert ist die Tatsache, dass Arbeitsmigration keineswegs nur eine Erscheinung der Moderne ist und dass bis ins 20. Jahrhundert ein beträchtlicher Teil der Montafoner Bevölkerung außer Landes, nicht selten in anderssprachigen Gebieten, den Lebensunterhalt bestritt. Der ländliche Raum in Vorarlberg war zwar stark von der Landwirtschaft geprägt, stellte jedoch nicht ausschließlich eine Welt von Bauern dar. Ein großer Teil der Bevölkerung in der Untersuchungsregion war persönlich frei und bewirtschaftete bäuerliche Klein- und Kleinstbetriebe und erwarb zusätzlich durch Nebenerwerbshandwerk oder temporäre Arbeitsmigration einen bedeutenden Teil des Haushaltseinkommens.

Die Historiographie des südlichen Vorarlberg wurde in den vergangenen zehn Jahren zwar reaktiviert, gerade aber die Erschließung beziehungsweise Auswertung des grundlegenden Verwaltungsschriftgutes, das die notwendige materielle Basis allen historischen Forschens bildet, erfolgte bisher nur in relativ geringem Ausmaß. Diesem Ziel fühlt sich dieses Projekt ganz besonders verpflichtet. Es geht also in erster Linie um den Gewinn neuer Erkenntnisse in Bezug auf die Erschließung von Quellenmaterial, das für die systematische Erarbeitung und Rekonstruktion wirtschafts-, sozial- und politikhistorischer Abläufe von großer Bedeutung ist.

 

Die Untersuchung wird in drei Schritten erfolgen:

1. Erhebung der Sozialstruktur der Sensenhändler im Montafon in der Frühen Neuzeit:

  • Auswertung von Steuerbüchern, Ämterlisten, Zunftverzeichnissen
  • Ergänzung der erhobenen Informationen durch demografische Daten

2. Dokumentation der Phänomene von Sensenhandel im Montafon:

  • episodische oder periodische Migration von männlichen Erwachsenen (Sensenhändler)

3. Auswirkungen der Arbeitsmigration in den Herkunftsgebieten der Wandernden:

  • Kulturtransfer
  • Ökonomische Konsequenzen (Leistungsbilanz)