Die soziale Schichtung der Gesellschaft im Montafon

Die soziale Schichtung der Gesellschaft im Montafon

© Montafoner Museen

Die Rekonstruktion der sozialen Schichtung im Montafon in der Frühen Neuzeit. Wirtschafts-, Sozial- und Politikgeschichte einer ländlich-alpinen Region. 

Dem aktuellen Ansatz in der Geschichtsschreibung folgend, der von Daten, Fakten und Ereignissen hin zu Strukturen, Lebensbedingungen und den Lebenschancen breiter Kreise der Bevölkerung geht, beschäftigt sich das Projekt auf der Grundlage erhaltener Ämterlisten und Steuerbücher mit der frühneuzeitlichen Wirtschafts-, Sozial- und neuen Politikgeschichte einer ländlich geprägten alpinen Region am Beispiel des Montafons. Bisher gibt es in erster Linie vergleichbare Untersuchungen zu urbanen Räumen, jedoch nur wenige Arbeiten, die agrarisch geprägte periphere Regionen im Blick haben. Insbesondere im ostalpinen Raum herrscht hierzu noch eine zu schließende Forschungslücke.

Vorarlberg und zahlreiche angrenzende Regionen wurden bislang in der wirtschafts- und sozialhistorischen Forschung als (Proto-)Industrieländer wahrgenommen, während die Sozialgeschichte der ländlichen Berggebiete weitgehend aus dem Blick geriet. Dieses Projekt setzt bei diesem Mangel an und nähert sich über serielle quantitative Quellen den dort herrschenden sozialen und politischen Verhältnissen vom 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert an.

Die Steuerbücher, die im Rahmen des Projekts statistisch ausgewertet werden, wurden anlässlich des Einzugs von Steuern angelegt. Sie definieren sich über die erhobenen Abgaben und lassen sich den seriellen Quellen zuordnen. Während manche Steuerbücher die Vermögensverhältnisse beschreiben, um dann für einen längeren Zeitraum im Gebrauch zu sein, verrechneten andere nur die tatsächlich entrichteten Steuern. Beide Formen stellen zwei der wichtigsten Quellen für die historische Statistik, sowie für wirtschafts-, sozial- und politikhistorische und genealogische Fragestellungen dar.

Der Entwurf eines umfassenden sozial- bzw. wirtschaftsgeschichtlichen Profils des Untersuchungsraumes Montafon bedarf einer sowohl quantitativ als auch qualitativ breit erschlossenen Quellenbasis. Dieses Projekt soll hauptsächlich im erstgenannten Bereich die Basis für die sozialgeschichtliche Aufarbeitung des komplexen Mikrokosmos der Gesellschaft des Montafons in der frühen Neuzeit bieten, denn mit Hilfe der erhobenen Daten können Rückschlüsse auf soziale Strukturen und gesellschaftliche Transformationsprozesse gezogen werden. Um zu einem umfassenden Verständnis zu gelangen, sind jedoch noch weitere intensive Forschungen – insbesondere im Bereich der qualitativen Quellen – notwendig. Deshalb soll anschließend an diese Untersuchung ein breit angelegtes Projekt, das sich mit der Sozial- und Politikgeschichte des Montafons auf einer umfassenden ganzheitlichen Ebene beschäftigen soll, weitergeführt werden.