Episode aus der Zeit der bayerischen Regierung

Original des Textes

© Michael Kasper

In einem kurzen Bericht schildert ein Silbertaler Lehrer eine Begebenheit aus den Jahren zwischen 1806 und 1814.

Der im Silbertal tätige Lehrer Josef Anton Bitschnau aus Vandans zeichnete in den 1920er-Jahren verschiedene regionalhistorische Begebenheiten auf. In einem dieser Berichte wird eine versuchte Rekrutierung eines jungen Mannes am Kristberg geschildert:

"Entkommen

Vor mehr als hundert Jahren regierten die mit den Franzosen verbündeten Bayern in unserem Lande und bedrückten das Volk. Sie erhoben viele Steuern und forderten Vieh und Lebensmittel. Mancher Frevel wurde verübt. – Das Ärgste war, daß viele junge Leute in das feindliche Heer gezwungen wurden. – Einmal stapften auch zwei Bayern zum Mesnerhaus auf Kristberg, wo die Familie gerade beim Vesperbrot saß, und wollten den einzien Sohn fortführen. Sie drohten mit Pulver und Blei, wenn er nicht folge. Da bat der Sohn, nur noch beiseite gehen zu dürfen – und schlüpfte durch das Brillenloch hinunter. So entkam er, während die Bayern vorne im Hause warteten. Voll Wut gingen sie endlich fort, als sie merkten, daß ihnen der Vogel entkommen war.“

Wer seine Kenntnisse im Lesen alter Schriften verbessern möchte, dem sei der VHS-Kurs am 27.4. im Montafoner Heimatmuseum Schruns empfohlen:

https://www.vhs-bludenz.at/gesellschaft-kultur/kurs/Z1003/einfuehrung-in-das-lesen-alter-schriften/

 

06.04.2021