Montafoner Mobilitätsgeschichte

Im Montafon wird seit rund 150 Jahren über Bahnen diskutiert. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden die Montafonerbahn sowie die VIW-Schmalspurbahn als Verkehrsmittel realisiert.

Als in den 1860er-Jahren die Planungen für eine Bahnverbindung zwischen Vorarlberg und Tirol eingesetzt hatten, wurden auch Überlegungen angestellt, die Bahn durch das Montafon und über das Zeinisjoch ins Paznaun zu führen. Eine Reihe von Gründen, wie eine größere Streckenlänge, ein längerer Scheiteltunnel, ungünstigere klimatische Verhältnisse, höhere Lawinen- und Vermurungsgefahren sowie Probleme bei der Baustellenerschließung (schlechte und lange Anfahrtswege) im Zeinisjochgebiet führten aber schließlich zur Entscheidung, die Verbindung durch das Kloster- und Stanzertal zu bauen:

„Die militärisch-technische Kommission zur Prüfung einer von unserer Stadt [Innsbruck] aus nach Oberinnthal und Vorarlberg zu erbauenden Eisenbahn hat die Begehung dieser Strecke […] beendet, und sich mit dem vom Vorarlberger Eisenbahn-Consortium vorgelegten Plane einverstanden erklärt. Die Kommission hat sich auch durch das Montafon über das Zeiniser Joch nach Patznaun begeben, sich jedoch hiebei die Ueberzeugung verschafft, daß eine Bahnanlage nach dieser Richtung bedeutend größere Hindernisse böte, als die beantragte Linie über den Arlberg.“

Bis ins frühe 20. Jahrhundert dominierten Fußgänger die Straßen im Montafon, denn die Postkutsche verkehrte – z. B. zwischen Bludenz und Schruns – nur zweimal täglich und war zudem relativ teuer. Die Eröffnung der Montafonerbahn im Dezember 1905 verbesserte die Verkehrsverhältnisse in der Außerfratte und bot erstmals eine preisgünstige und für viele erschwingliche Reisemöglichkeit. Der Errichtung der normalspurigen, elektrisch betriebenen Eisenbahn ging eine jahrzehntelange Diskussion voraus. Neben der Frage der Streckenführung galt es auch technische Fragen zu klären: Sowohl eine geringere Spurweite (Schmalspurbahn) als auch der Anfangspunkt der Bahn in Bludenz mit einer Linienführung als Straßenbahn standen zur Diskussion.

Auch in die lnnerfratte sollte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Bahn gebaut werden. Um sich die Kosten für den Bau eines eigenen Gleiskörpers zu ersparen, wählte man die Variante einer elektrisch betriebenen „gleislosen Bahn“ („O-Bus“) nach Gaschurn und holte dazu auch Offerten ein. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch über die Errichtung einer Zahnradbahn nach Gargellen nachgedacht. Die Hochwasserkatastrophe 1910, die unausgereifte O-Bus-Technik und vor allem der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ließen diese Planungen aber in weite Ferne rücken.

Ab 1923 wurde eine Busverbindung von Schruns nach Partenen eingerichtet. Doch auch die Busreise vermittelte den Hauch eines Abenteuers, wie uns der britische Reiseschriftsteller Frank Sydney Smythe, der im Sommer 1935 dem Tal einen Besuch abstattete, in seinem Buch „Over Tyrolese Hills“ ausführte:

„Die Straße in den oberen Teil des Montafons ist eng und geschottert. Wir sausten wie ein staubiger Komet mit der unbekümmerten Annahme seitens unseres Fahrers, daß mit keiner denkbaren Möglichkeit uns ein anderes Auto entgegenkommen könnte. Wir schossen um die Ecken mit einer Geschwindigkeit, die mich erschauern ließ [...].“

Ungefähr zur selben Zeit begannen die Planungen der Vorarlberger Illwerke AG eine Schmalspurbahn von Schruns bis nach Partenen für den Ausbau der Energiewirtschaft am Oberlauf der Ill zu errichten. Die Inbetriebnahme dieser Schmalspurbahn erfolgte am 1. Juni 1928. Für die rund 18 Kilometer lange Strecke benötigten die Dampfzüge bei einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h rund eine Stunde; fast 400 Höhenmeter mussten überwunden werden. Zwischen 1928 und 1932 sowie 1938 und 1948 verkehrten die Züge etwa im Zweistundentakt. Schließlich wurde diese auch für den öffentlichen Personenverkehr geöffnet. In jedem Ort gab es mehrere Haltestellen, die teilweise fahrplangemäß angefahren wurden. Nach 1953 verkehrten die Züge nur noch selten und am 1. September 1962 wurde der Betrieb offiziell eingestellt.

Gegenwärtig wird ein neuerlicher Bahnausbau in die Innerfratte anvisiert. Eine Machbarkeitsstudie liegt vor und nun ist zu entscheiden, welche Weichen in die Zukunft gestellt werden...