Naturwaldreservate

In Naturwaldreservaten wird der Wald seiner ungestörten natürlichen Entwicklung ohne Einfluss des Menschen überlassen.

In Naturwaldreservaten unterbleibt jegliche forstliche Nutzung und direkte Beeinträchtigung durch den Menschen. Keine direkte Beeinträchtigung bedeutet beispielsweise, dass die Schadholzaufarbeitung unterbleibt, die Jagd als nur indirekte Beeinträchtung davon aber ausgenommen ist. Naturwaldreservate sind ein Beitrag zur Erhaltung der natürlichen Entwicklung und biologischen Vielfalt und dienen der Forschung, der Lehre und der Bildung.

Folgende Ziele werden verfolgt:

  • Langfristige Dokumentation der natürlichen Entwicklung und menschlich verursachten Belastungen mit Hilfe eines Probeflächennetzes
  • Charakterisierung der natürlichen Waldgesellschaft und ihrer Dynamik
  • Nutzung des Reservats als Referenz- und Monitoringfläche
  • Ableitung von Strategien für den naturnahen Waldbau und zur Erhaltung und Erhöhung der Biodiversität in wirtschaftlich genutzten Wäldern

Im Jahre 1997 konnte die Aufnahme des Naturwaldreservats Bomatschis in das Programm Österreichisches Netz von Naturwaldreservaten des Bundesforschungszentrums für Wald Wien (BFW) erreicht werden. Im Jahre 1998 erfolgte die Vertragsunterzeichnung zur Unterschutzstellung des Naturwaldreservates Dürrwald im hinteren Silbertal. Zwei weitere Reservatsflächen in Vandans und Gaschurn sind gegenwärtig in Planung. Insgesamt sollen damit rund 2,5 % der Standeswaldfläche als Naturwaldreservate ausgeschieden werden.

Naturwaldreservat Bomatschis (Bartholomäberg)

Der Standeswald auf Bomatschis wurde als erstes Naturwaldreservat im Montafon unter Schutz gestellt. Der eindrucksvolle Gipsdolinen-Fichtenwald ist für ganz Vorarlberg einzigartig und beherbergt zahlreiche seltene und hoch-spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.

Das Naturwaldreservat Bomatschis umfasst rund 29 Hektar und liegt zwischen 1.650 und 1.775 Meter Seehöhe. Der geologische Untergrund ist durch Gips-führende Raibler-Schichten geprägt, was zur Ausbildung eines bewegten Reliefs aus Dolinen und Mulden führte. Während die Dolinenmulden wegen der langanhaltenden Schneedecke meist baumfrei bleiben, konzentrieren sich die Bäume auf die Graterhebungen zwischen den einzelnen Dolinen. Dies hat oft die Ausbildung von Stelzwurzeln und eigentümlicher Baumformen und Waldstrukturen zur Folge.

Da das Gebiet seit jeher abgelegen und auf Grund der Oberflächenformen das Holz nur schwer bringbar war, weist der Bomatschiser Wald einen naturnahen Bestandsaufbau mit einem hohen Totholzanteil auf. Im wesentlichen können drei verschiedene Waldgesellschaften unterschieden werden:

  • Latschengebüsch (Erico-Pinion mugo, Rhodothamno-Rhododendretum hirsuti)
  • Buntreitgrasfichtenwald (Calamagrostio variae-Piceetum)
  • Bodensaurer, feuchter Heidelbeer-Fichtenwald (Homoyne-Piceetum)

Die Latschengebüsche konzentrieren sich auf flachgründige, exponierte Felsstandorte am Nordrand des Gebietes. Gegen Süden schließt sich daran der Buntreitgrasfichtenwald auf etwas tiefgründigeren Standorten auf Rendzina-Böden an. Der bodensaure, feuchte Heidelbeerfichtenwald stockt auf einem kaltluftbeeinflussten historischen Bergsturz am Südrand des Reservates.

Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde das Gebiet von Margot Bitschnau waldökologisch untersucht und mehrere Dauerbeobachtungsflächen eingerichtet. Diese Diplomarbeit und ein erster Zwischenbericht sind Teil einer Grundlagenuntersuchung, welche die Basis für geplante Langzeitbeobachtungen zum Studium der natürlichen Waldentwicklungsdynamik bilden.

Naturwaldreservat Dürrwald (Silbertal)

Der Dürrwald im hinteren Silbertal wurde im Jahr 1998 als Naturwaldreservat erklärt und in das österreichische Netz von Naturwaldreservaten des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) aufgenommen. Mit dem Silbertaler Dürrwald wurde ein ganzer Hangkomplex vom Talgrund bis zur Waldgrenze unter Schutz gestellt.

Das Naturwaldreservat Dürrwald umfasst rund 40 Hektar Standeswald im hinteren Silbertal. Die Reservatsflächen reichen von 1.530 Meter bis zur Waldgrenze auf 1.910 Meter Seehöhe. Auf zwei Drittel der Fläche dominieren subalpine Sauerboden-Fichten-Wälder, die sich aus sehr alten und vorratsreichen Beständen zusammensetzen. Dicke Bäume mit über 80 Zentimeter Brusthöhendurchmesser und Baumhöhen von über 40 Meter im unteren Hangbereich sind keine Seltenheit. Auffällig ist die große Zahl an toten stehenden und liegenden Bäumen, die an manchen Stellen die natürliche Zerfallsphase des Waldes einleiten. In den aufgelockerten Beständen ist bereits reichlich Fichtenverjüngung anzutreffen.

Im oberen Hangdrittel ist das Gelände reich gegliedert. Kleinere Blockhalden aus Biotitflecken- und Schiefergneis wechseln sich mit steilen Felsstufen ab, an deren Basis zahlreiche Quellen zu Tage treten. Oberhalb der Felsstufen zwischen 1.780 Meter bis hin zur Waldgrenze wächst der letzte noch geschlossene Lärchen-Zirbenwald des Montafons. 

Es ist dies einer der wenigen Lärchen-Zirbenbestände, welche die mittelalterlichen Rodungsperioden zur Schaffung von Weideflächen überdauert haben. Auf Grund der unwirtlichen klimatischen Bedingungen an der Waldgrenze fallen viele Bäume als eindrucksvolle schräg stehende und krummwachsende mehrwipfelige Baum-Gestalten auf. Nicht zuletzt wegen der jahrhundertelangen Beweidung sind diese Bestände stark aufgelichtet.