"CZ70" – 150 Jahre Drusenfluh-Erstbesteigung

Drusenfluh

© Montafoner Museen

Am 14. August 1870 wurde die Drusenfluh vom Schrunser BErgführer Christian Zudrell erstbestiegen. 

Die Besteigung der Drusenfluh im Rätikon im Jahr 1870 kennzeichnet das Ende der ersten Phase der alpinen Eroberungen im Montafon: Der Schrunser Bergführer Christian Zudrell ging am 14. August 1870 nach der Frühmesse mit drei Bekannten von Schruns über die Alpe Spora in Richtung Öfapass und erklomm von dort alleine über die spätere Imhof-Führe den 2.827 m hohen Gipfel, der damals im Montafon noch unter den Bezeichnungen „Gamsfreiheit“ oder „Schneebauer“ bekannt war:

„Es folgte nun eine äusserst steile und beschwerliche Felsenkletterei, über eine zerklüftete kahle Wand empor, deren Unebenheiten den Händen und Fussspitzen kaum die allernothdürftigsten Anhaltspunkte gaben. Auf der ersten Grathöhe angelangt, sah Zudrell über einen senkrechten Absturz von vielen hundert Fussen Höhe direkt in die Prättigauer Drusenalp hinab. Von hier eine kurze Strecke weit über den Grat weiter steigend, gelangte er an ein schmales, verwittertes, quer südöstlich auslaufendes Felsenband, welches ihn an den Fuss eines kurzen, aber sehr steilen Felsenkamins führte. Durch diesen emporklimmend, gelangte er auf einen scharfen, gezackten Kamm, woselbst er die Vorsicht gebrauchte, vor dem Weitergehen ein kleines Steinmannli, aufzurichten, um beim Rückweg seinen Kamin auch wieder finden zu können.“


Bergführer Christian Zudrell

Nachdem er etwa eine Stunde auf den Gipfeln, auf denen sich keine Spuren früherer Besteigung fanden, verblieben war, kehrte er auf demselben Weg nach Schruns zurück und erreichte den Ort, nachdem er auf dem Abstieg noch einen Abstecher zur Gaisspitze gemacht hatte, 13 ½ Stunden nach dem Aufbruch. Auf dem Gipfel hatte Zudrell ein Steinmännchen errichtet und Zahlen und Buchstaben in einen Felsen gemeißelt: „C[hristian] Z[udrell] [18]70“.[1] 


Inschrift C Z 70 vom Gipfel der Drusenfluh


Erst 18 Jahre später bestätigten die Bregenzer Alpinisten Karl Blodig und Eugen Sohm die Signatur Zudrells. Zuvor war diese Erstbesteigung in Bergsteigerkreisen noch stark angezweifelt worden. Nach seiner Rückkehr nach Bregenz sandte Blodig eine Karte, die lediglich die Inschrift „C Z 70“ enthielt, an Zudrell. Der Montafoner Bergführer antwortete darauf ebenso kurz und bündig mit „Gratuliere zur Drusenfluh“. Der Gipfelstein mit der Originalinschrift wurde schließlich im Jahr 1995 von einem Bergführer ins Tal gebracht, da ihm Wetter und Blitze bereits stark zugesetzt hatten. Heute ist der Stein bei der Lindauer Hütte zu sehen.[2]


[1] Anonymus, Besteigung der Drusenfluh, in: Zeitschrift des Deutschen und des Österreichischen Alpenvereins 1872, S. 405–406.

[2] Edith Hessenberger, Michael Kasper, Willkommen im Montafon! Tourismusgeschichte eines Alpentales (Sonderband zur Montafoner Schriftenreihe 30), Innsbruck 2020, S. 82–83.

02.12.2020