Aktionszentrum Naturgefahren Montafon

Im Rahmen des Projekts "Aktionszentrum Naturgefahren Montafon" wird ein Aktionszentrum mit Ausstellung und Vermittlungsprogramm zum Thema Naturgefahren im Montafon errichtet.

Projektdauer: September 2022 bis Juni 2024

Programm: EU Leader

Kurzbeschreibung

Die Region Montafon ist mit ihrer Größe und ihrer Höhenerstreckung das am stärksten von alpinen Naturgefahren geprägte Tal Vorarlbergs. Dementsprechend wurde hier schon vor über 100 Jahren, nach der Hochwasserkatastrophe in Vandans (1910), der Bauhof der Gebietsbauleitung Bludenz der Wildbach- und Lawinenverbauung eingerichtet. Durch die Modernisierung des Bauhofs seit 2005 wurde eines der ältesten Gebäude der Wildbachverbauung für eine neue Nutzung frei. 

Mit dem Aktionszentrum Naturgefahren soll nach der Sanierung ein Ort der Bewusstseinsbildung, Sensibilisierung und Aktionen im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels entstehen. Wir alle sind betroffen und können einen Beitrag leisten. 

Die zahlreichen historischen Katastrophenereignisse von der frühen Neuzeit bis ins frühe 21. Jahrhundert können wesentlich dazu beitragen, die Dimensionen und den Umgang der Menschen mit der Natur in einer Ausstellung zu erläutern. Insbesondere die wichtige Rolle des Waldes soll in diesem Kontext hervorgehoben werden. Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald sowie das Abschmelzen der Gletscher und der Permafrostgebiete in den höchsten Lagen verweisen auf die Dringlichkeit der Bearbeitung des Themas. 

Es geht aber nicht nur um die Dokumentation der aktuellen Lage und Ereignisse, sondern vielmehr auch um Aktionen, Lösungsansätze und Veranstaltungen für eine konstruktive Begegnung mit dem Thema in der Zukunft. Die Inhalte werden für Jung und Alt, Fachexpert:innen und Laien gleichermaßen ansprechend aufgearbeitet bzw. zugänglich gemacht. Von der Fachveranstaltung bis hin zum Schüler:innenexperiment ist alles denkbar.

Ausgangslage

Das Montafon ist die südlichste Talschaft Vorarlbergs. Von den fünf sternförmig von Bludenz ausgehenden Tälern, die im Wesentlichen den politischen Bezirk bilden, ist es das größte. Mit rund 563 km² Fläche umfasst das Montafon in etwa 44 Prozent der Gesamtfläche des Bezirks Bludenz. Das Tal wird durch die Ill entwässert: Circa 40 Kilometer lang fließt sie von der Quelle bis zum Zusammenfluss mit der Alfenz am Talausgang. Die Seehöhe steigt von 580 Meter bei Lorüns bis auf 3.312 Meter am Piz Buin. Der eigentliche Talboden erreicht beim Talschluss in Partenen eine Höhe von 1.100 Meter. Das Haupttal verläuft in etwa von Südosten nach Nordwesten. Diese nach Nordwesten offene Lage, verbunden mit dem ozeanisch beeinflussten Klima, führt im Vergleich mit den angrenzenden Tiroler und Graubündner Tälern zu deutlich höheren Niederschlagswerten. 

Für das Montafon als ausgesprochenes Gebirgstal sind die geologischen Verhältnisse von wesentlicher Bedeutung. Die geschichteten und teilweise tektonisch stark überformten Gesteine sind nicht immer stabil. Dazu kommt, dass das Haupttal und die Nebentäler durch die eiszeitlichen Gletscher massiv umgeformt wurden. Die daraus resultierenden übersteilten Talflanken sind häufig Ausgangspunkt von alpinen Massenbewegungen. Die Waldausstattung schwankt nach Höhenlage der Gemeinde. Für die gesamte Talschaft liegt der Waldanteil bei 30 Prozent. Dieser relativ niedrige Anteil ist bedingt durch die großen oberhalb der Waldgrenze liegenden hochalpinen Gebiete sowie die für die landwirtschaftliche Nutzung vorgenommenen Rodungen. Durch diese naturräumlichen Voraussetzungen sind im Montafon die allermeisten Gebiete in irgendeiner Form von Naturgefahren wie Wildbäche, Lawinen, Rutschungen, Felsstürze und Steinschläge betroffen.

Vor diesem Hintergrund kam es 1910 zur Einrichtung des Bauhofes der Wildbach- und Lawinenverbauung, Gebietsbauleitung Bludenz, in Vandans. Das älteste Gebäude des Bauhofs wird nun außerhalb des LEADER-Projektes saniert und soll in der Folge als Aktionszentrum zum Thema Naturgefahren eingerichtet werden. 

Diese nun zur Verfügung stehende alte Bausubstanz der Pionierleistungen der Wildbachverbauung, die Rolle der russischen Kriegsgefangenen im ersten Weltkrieg in der Umsetzung der Schutzmaßnahmen, die direkte Nähe zum immer noch aktuellen Verbauungsschwerpunkt Rellsbach sowie der touristische Themenschwerpunkt „Wildbäche“ prädestinieren den Standort Vandans für ein solches Projekt.

Ziele / Wirkung

  • Bildungsstandort zu den Themen Naturgefahren, Klimawandel, Schutzwald für Heimische & Gäste (vgl. touristisches Ortsprofil Vandans) von jung bis alt, von Laie bis Expert*in.
  • Das Aktionszentrum dient der breiten (Bewusstseins-)Bildung der Bevölkerung über das komplexe Zusammenspiel unterschiedlicher Naturgefahren, über die Notwendigkeit und Chancen der Wildbachverbauung in der Vergangenheit und Gegenwart, das empfindliche Gleichgewicht des alpinen Lebensraums Vorarlberg und Montafon und die Rolle unseres Wirtschaftens, Arbeitens und Lebens darin. 
  • Aktionen und Veranstaltungen am Standort blicken auf die Herausforderungen der Zukunft, auf den Klimawandel und Klimaschutz und die daraus resultierenden Veränderungen unseres Lebensraums. 
  • Bildungsort für Schulklassen oder andere Jugendgruppen, um Wissen über Naturgefahren, Klimawandel und Forstwirtschaft vor Ort zu erfahren und durch Aktionen zu vertiefen.

Inhalte

In Kooperation und Vernetzung von Wildbach- und Lawinenverbauung, Stand Montafon, Gemeinde Vandans und Montafoner Museen entsteht aus der ehemaligen Werkstatt mit Lagerraum ein Aktionszentrum zum Thema alpine Naturgefahren und Klimawandel. Das Bauhofgelände ist gut erreichbar, es befindet sich unweit des Ortszentrums von Vandans und in der Nähe der Golmerbahn.

Für das Aktionszentrum wird im Rahmen des Projekts eine Ausstellung im Detail ausgearbeitet und umgesetzt. Zusätzlich werden Veranstaltungen und Aktionen für den Standort gesammelt und gegebenenfalls entwickelt. Das Aktionszentrum wird konzipiert und zugänglich gemacht für die heimische Bevölkerung, Gemeinden, Schulen, Fachpublikum und Gäste.

Eigentümerin des Gebäudes ist die Wildbach- und Lawinenverbauung, die auch für den laufenden Betrieb (Betriebskosten, Reinigung, Erhaltung Gebäude) aufkommen wird. Die inhaltliche Bespielung übernehmen leitend die Montafoner Museen, gemeinsam mit der Wildbach- und Lawinenverbauung und dem Stand Montafon (Forstfonds und weitere Abteilungen) für ihre jeweiligen Zielgruppen. Hierzu werden Aktionen, Veranstaltungen, Vorträge und Führungen im einheitlichen Erscheinungsbild in den Räumlichkeiten und darüber hinaus organisiert. 

Resultate

  • Das historische Gebäude beim Bauhof, das ansonsten leer stehen oder abgerissen würde, wird durch die sinnvolle Nachnutzung der Räumlichkeiten erhalten. Es ermöglicht eine multifunktionale Nutzung für Veranstaltungen und Vorträge durch verschiedenste Nutzer:innengruppen.
  • Die Kooperationen und der Außenauftritt von Wildbach- und Lawinenverbauung, Stand Montafon und den Montafoner Museen werden gestärkt.
  • Die Gemeinde Vandans und die Golmerbahn profitieren durch ein zusätzliches Angebot im Ort als ein idealer Ausgangspunkt für Exkursionen bzw. Themenwanderungen zu den Wildbächen in Vandans. Es stellt mit seinen Inhalten und Schwerpunkten eine nachhaltige und zielgerichtete Ergänzung zu den klassischen Tourismusangeboten in der Region dar. 
  • Im Aktionszentrum werden Informationen zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Naturgefahren im Montafon sowie im restlichen Bundesland, zum Schutzwald und zum Klimawandel auf anschauliche Arte und Weise vermittelt. Dadurch wird das Bewusstsein für alpine Naturgefahren und die entsprechenden Schutzmaßnahmen gefördert und Fragen werden behandelt, wie wir mit den Auswirkungen des Klimawandels umgehen können.

Das LEADER-Projekt Aktionszentrum Naturgefahren Montafon wird unterstützt durch Bund, Land und Europäische Union.

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