Courage

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Projekt Courage

Das Interreg Projekt „Courage“ nutzt die Chance des 500-Jahre-Gedenkens zum Bauernaufstand 1525 (Auslöser des Demokratisierungsprozesses in Europa) mit dem Ziel, den grenzüberschreitenden Kulturraum und das immaterielle Kulturerbe im Streben nach demokratischen Werten sichtbar und die grenzüberschreitenden Verflechtungen deutlich zu machen.

Projektdauer: April 2023 bis März 2026

Programm: Interreg Alpenrhein – Bodensee – Hochrhein

Kurzbeschreibung

Mit der gemeinsamen Aufbereitung der seinerzeitigen Ereignisse und deren Interpretation auf die heute aktuellen Themen der ZivilCOURAGE soll eine Mobilisierung zur Beteiligung an demokratischen Prozessen erreicht werden. Im Projekt findet eine grundlegende Auseinandersetzung zu den Begriffen Demokratie und Freiheit bei den öffentlichen Veranstaltungen und Ausstellungen statt.

Das Projekt will bewusstmachen, dass Demokratie und soziale Inklusion nicht selbstverständlich sind, sondern auch heute das Engagement aller Bürger:innen erfordern. Zum Anlass des 500-Jahr-Ereignisses soll das kulturelle Gedächtnis durch Erinnerungsorte, kreative Aktionen und Wissensvermittlung gestärkt, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Pflege des gemeinsamen Erbes verbessert und gesellschaftliches Lernen durch Veranstaltungen und ein touristisches Angebot unterstützt werden.

Um die historische Dimension sichtbar zu machen, sind historische Recherchen zur Geschichte des südlichen Vorarlbergs (Montafon und Umgebung) in den Jahren um 1525 – an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit – unbedingt notwendig. Die Reformation, der Berg-bau sowie die damalige Volksfrömmigkeit, aber auch die Kontakte zu Graubünden und zu Tirol sollen hierbei besondere Berücksichtigung finden. 

Während einerseits die Reformation regen Zuspruch erlebte, wurde zugleich der spätgotische St. Anna-Knappenaltar in Bartholomäberg geschaffen. Auch als Reservoir für das Söldnerwesen spielte die Region im Zuge der militärischen Auseinandersetzungen des Bauernkrieges eine wesentliche Rolle. Neue Quellen in den Archiven in Bregenz, Innsbruck und Chur sollen dazu erschlossen werden.

Auf der Basis dieser Forschungen soll schließlich eine Ausstellung in den Montafoner Museen umgesetzt werden und begleitend dazu eine Vortragsreihe stattfinden. Auch werden verschiedene Kulturvermittlungsaktivitäten zum Thema umgesetzt. In den Vorträgen werden historische und zeitgenössische Begebenheiten, Persönlichkeiten in Bezug auf die Entwicklung von Demokratie und Ordnung erläutert.

Projektpartner

Projektpartner sind: Heimatbund Allgäu e.V. (Deutschland), Stadt Memmingen (Deutschland), Stadt Kempten (Deutschland), Gemeinde Durach (Deutschland), Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren (Deutschland), Allgäuer Freilichtbühne Altusried GmbH (Deutschland), Gesellschaft Oberschwaben e.V. (Deutschland), Museumsverein Klostertal (Österreich) und Bregenzerwald (Österreich). Den Projekt-Lead übernimmt die Regionalentwicklung Vorarlberg eGen. Assoziierte Partner sind: Arbeitsgruppe Ostallgäu, Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur e.V.

Der federführende Partner Regionalentwicklung Vorarlberg bringt langjährige Erfahrung mit internationalen EU-Projekten mit, koordiniert in COURAGE die internationale Zusammenarbeit im Projekt und leitet das Projektmanagement. Ein Großteil der weiteren Partner hat das Projektthema im Rahmen eines Vorprojekts gemeinsam erfolgreich vorbereitet, wodurch eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit im COURAGE-Projekt besteht.

Der Heimatbund Allgäu hat das Vorprojekt geleitet. In COURAGE wird der Heimatbund die Aktivitäten Erinnerungsorte, Film und Öffentlichkeitsarbeit/Wissenspool leiten. Der Heimatbund stellt die Schnittstelle zum assoziierten Partner Arbeitsgruppe Ostallgäu sicher. Die Arbeitsgruppe übernimmt die Abstimmungen mit den Gemeinden und den örtlichen Vereinen in der Region des Ostallgäus. Sie unterstützt die historische Aufarbeitung, die Einrichtung der Erinnerungsorte und Filmaufführungen sowie Veranstaltungen zum Projekt im Ostallgäu.

Die Stadt Memmingen ist Ort der Zusammenkunft des Bauernparlaments von 1525. Sie wird das historische Geschehen an einem Erinnerungsort zugänglich machen, mit einem Kunstprojekt den Bezug der historischen Ereignisse zur Gegenwart darstellen und einen Aktionstag für historische Vereine aus dem ganzen Allgäu in der Innenstadt organisieren. Eine Schwerpunktaktivität von Memmingen wird die Bürgerbeteiligung sein.

In der Stadt Kempten befindet sich ein überregional bedeutsamer Schauplatz des Bauernkriegs, an dem ein Erinnerungsort eingerichtet werden soll. Weitere authentische Orte im Stadtraum werden mit Informationen bespielt. Im Kempten Museum wird eine Ausstellung zum Thema „Bauernkriege und Demokratische Prozesse“ konzipiert und durchgeführt. In Kooperation mit Schulen und Heimatverein wird das Thema Demokratie in Schul- und anderen pädagogischen Projekten besprochen und vermittelt.

Die Gemeinde Durach wird eine Bauernkriegswoche veranstalten u.a. mit einem Festakt, einem Bäuer*innentreffen zum Thema Bauernkrieg und die Situation heute und Filmvorführungen, einen Outdoorweg mit Erinnerungstafeln an historischen Plätzen einrichten, eine Publikation zum Bauernkrieg herausgeben und weitere Aktivitäten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit setzen. Zudem sind Aktivitäten für Jugendliche geplant, auch grenzüberschreitend.

Das schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren legt den Schwerpunkt auf die historische Aufarbeitung anhand eines historischen Bauernhauses und die Präsentation der Erkenntnisse in einer Ausstellung und begleitenden Publikation.

Die Allgäuer Freilichtbühne Altusried erstellt ein Theaterstück zum Thema Bauernkrieg und Kampf um Grundrechte. An den Aufführungen beteiligen sich ausschließlich ehrenamtliche Mitwirkende der Region, was u.a. in Kooperation mit Vereinen organisiert wird.

Der Landkreis Ravensburg trägt schwerpunktmäßig zur wissenschaftlichen Recherche und zum Wissenspool bei und richtet eine kleine Ausstellung im Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben in Wolfegg ein. Der Landkreis vernetzt mit lokalen und regionalen Partnern, besonders auf dem Gebiet des Landkreises Ravensburg, dabei Beratung für / Beitrag zu der Errichtung von lokalen Erinnerungsorten. Der Landkreis stellt die Schnittstelle zum assoziierten Partner „Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur e.V. sicher. Der Landkreis organisiert Veranstaltungen im Rahmen des Projekts.

Die Montafoner Museen koordinieren die historischen Recherchen für den Süden Vorarlbergs. Auf Basis der Forschungen wird eine Ausstellung in den Montafoner Museen umgesetzt mit einer begleitenden Vortragsreihe. Auch werden verschiedene Kulturvermittlungsaktivitäten zum Thema umgesetzt und ein Erinnerungsort in der Region eingerichtet.

Der Museumsverein Klostertal übernimmt die Gesamtkoordination für die historische Aufarbeitung. Der Verein erforscht die historischen Entwicklungen im Bereich Bludenz-Klostertal und stellt die Erkenntnisse in einer Ausstellung dar. Darüber hinaus wird es auch Veranstaltungen wie Vorträge, Exkursionen und Aktionstage geben, mit dem Fokus der Vermittlung des Themas an junge Menschen.

Das Frauenmuseum Hittisau legt den Fokus auf den Beitrag, den Frauen hierzulande und weltweit für den Frieden leisten, mit verschiedenen Aktivitäten, zum Thema „Frauen, Frieden, Freiheit“. Im ersten und zweiten Projektjahr soll es eine Reihe von Einzelveranstaltungen geben, als Teaser zu der für 2025 geplanten internationalen Konferenz Frauen Frieden Freiheit. Begleitend dazu werden Auftragswerke an Künstler*innen vergeben, die sich gesellschafts- und friedenspolitisch engagieren.

Aktivitäten

Historische Aufarbeitung

Wissenslücken zu den Ereignissen vor 500 Jahren sollen geschlossen werden (beispielsweise Beziehung der Aufständischen und dem im Habsburgischen wirkenden Michael-Gaismair, die Zusammenhänge der Freien von Eglofs und Leutkircherheide, Geschehnisse um das Gerichtsgebiet Lingenau und die Beziehungen zum Allgäu). In der Aufarbeitung spielen Themen der Neuzeit wie Bergbau, Reformation, Volksfrömmigkeit, Söldnerwesen und Verwaltungsunterschiede eine wichtige Rolle. Das Thema wird für Literatur-Ergänzungen, Ausstellungen und Vorträge aufbereitet. Der Zugang zu historischer und zeitgenössischer Literatur wird für die Öffentlichkeitsarbeit und den Wissenspool fachlich abgesichert. Die Ergebnisse werden in Vortragsreihen, Symposien oder Ausstellungen präsentiert, mit dem Fokus der Vermittlung der demokratischen Werte und deren Schutz durch die Zivilbevölkerung.

Gestaltung Erinnerungsorte

Erinnerungsorte sind Teil des „kulturellen Gedächtnisses“ einer Gemeinschaft. Sie verbinden grenzüberschreitend Orte von historischem Geschehen und verankern diese im kollektiven Gedächtnis. Nach einem gemeinsamen Konzept werden an Orten des Geschehens im Projektgebiet dauerhaft Informationen zu den seinerzeitigen Ereignissen bereitgestellt und ein Bezug zur heutigen Zeit wird hergestellt. So werden sie zu „Lernorten“ und in der Vernetzung zu einem touristischen Angebot. Die Aktivität beinhaltet die Gestaltung und Herstellung der Stelen und Kommunikationsmittel, nicht jedoch die Investitionen in die Gestaltung der Plätze. Die öffentliche Präsentation der Erinnerungsorte erfolgt meist in Verbindung mit Veranstaltungen. Die Ereignisorte werden zu einem grenzüberschreitenden touristischen Angebot aufbereitet und über den Projektzeitraum hinausgehend touristisch beworben.

Ausstellungen und künstlerische Darbietungen

In den Ausstellungen und künstlerischen Darbietungen werden die Projektthemen kreativ auf sachliche bis künstlerische Art an möglichst viele Bürger*innen vermittelt und das Bewusstsein im Sinne des Projektes geschärft. Ausstellungen haben oft einen historischen Bezug. Kempten wird „Die historische Entwicklung der Demokratie“ darstellen, Illerbeuren „Leben am Bauernhof im 16. Jahrhundert“, Montafon insgesamt die Zeit um 1525 im südlichen Vorarlberg, Klostertal und FMH „Gaismair und Marx Sittich“ mit Bezug zu Heute. Memmingen organisiert einen Kunstwettbewerb; Kempten entwickelt ein Stadtführungskonzept „Wege zur Demokratie“, Altusried erarbeitet ein Theaterstück für die Freilichtbühne, Ravensburg eine Ausstellung im Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben in Wolfegg. Das Frauenmuseum Hittisau plant ein Kunstprojekt mit Gymnasiast*innen und die Festspiele Bregenzerwald gestalten eine Friedens-Performance. Die Eröffnung erfolgt meist in Verbindung mit dem Film und Veranstaltungen.

Filmische Verarbeitung

Zur Emotionalisierung und Betonung des Themas wird ein professioneller Film erstellt und bei Ausstellungen und Veranstaltungen im gesamten Programmgebiet eingesetzt. Der Film geht den Ursachen des Aufbegehrens von 1525 nach, zeigt Wirkungsunterschiede von Diplomatie und Gewalt auf, vermittelt die demokratischen Werte und Errungenschaften. Er geht auf die grenzübergreifenden Beziehungen seiner Zeit ein, weist auf heute existierende Gefahren für die Demokratie hin und unterstreicht die große Bedeutung bürgerschaftlicher Courage für die heutige Gesellschaft. Ein Drehbuch wird erarbeitet, Spielszenen verfasst, professionelle Schauspieler*innen engagiert, Laienschauspieler*innen eingebunden, Drehorte im Gebiet der Partner*innen vorbereitet, Dreharbeiten mit Regieführung durchgeführt usw. Die Aktivität wird mit den Partnern im Ablauf und vom Inhalt abgestimmt. Alle Partner*innen beteiligen sich an den Kosten und nutzen den Film für ihre lokale Kommunikation.

Forum des bürgerschaftlichen Dialogs – Bürgerbeteiligung

Die Aktivität ist Teil der Maßnahmen des Memminger Manifests und Erfahrungspool für die Transformation der Themen Demokratie, Gleichbehandlung und Beteiligung in die aktuelle Zeit. Die Aktivität wird insbesondere von der Stadt Memmingen umgesetzt. Die Stadt Kempten plant Ähnliches, insbesondere in Verbindung mit Bürgerbeteiligungen und soziokratischen Prozessen. Im „Forum des bürgerschaftlichen Dialogs“ werden Erfahrungen von Bürgerbeteiligungsmodellen ausgetauscht und deren Bedeutung herausgearbeitet. Die Stadt Memmingen richtet diesbezüglich ein Projektbüro ein und versetzt sich in die Lage, konkrete Anwendungen (Bürgerbeteiligungen) unter Begleitung von Expert*innen umzusetzen und damit Entscheidungen in Verbindung einer repräsentativen Demokratie zu fällen. Das Forum wird im Format einer wissenschaftlichen Tagung durchgeführt und so Wissen transferiert. Letztlich bleiben Beispiele und Methoden für die Mobilisierung der Bürger*innen auf Dauer als Lerneffekt erhalten.

Aktionstage, Vortragsreihe und öffentliche Veranstaltungen

Die Projektpartner organisieren für ihre Region eine oder mehrere Veranstaltungen unterschiedlicher Dauer. Alle sind darauf ausgerichtet, dass die Botschaft möglichst viele Menschen erreicht. Eine Vortragsreihe mit Fachleuten aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft wird von allen Partnern gemeinsam konzipiert und beworben. Aufbauend auf den historischen Erfahrungen werden Zukunftsmodelle gezeichnet und die Herausforderungen in Sachen Demokratie und Soziokratie beschrieben. Die Botschaft ist einheitlich und soll Menschen zur Teilhabe an politischen Prozessen mobilisieren. Die Eröffnung der Erinnerungsorte und Ausstellungen sind mancherorts mit einer öffentlichen Tagesveranstaltung für einen großen Personenkreis verbunden (Aktionstag). So organisiert z.B. Memmingen für ein breites Publikum die „Bunte Nacht“ (Vielfalt der Zivilcourage). Das Frauenmuseum Hittisau organisiert eine internationale Konferenz zum Thema „Frauen Frieden Freiheit“. Bei vielen Veranstaltungen wird der Film gezeigt.

Öffentlichkeitsarbeit, Wissenspool und öffentlicher Kalender

Für den gemeinsamen Zugriff der Projektpartner auf Dokumente und Informationen wird eine Cloud als Arbeitsplattform eingerichtet. Die für die Öffentlichkeit relevanten Ereignisse im Projekt werden konzertiert medial über bestehende Kanäle begleitet, beispielsweise über lokale Veranstaltungsinformationen, Pressemeldungen und soziale Medien. Hierzu werden ein Medienplan und ein gemeinsames Corporate Design erstellt. Veranstaltungen werden über bestehende Online-Veranstaltungskalender und Informationsportale breit bekannt gemacht. Hierzu sind evt. technische Anpassungen der bestehenden Strukturen nötig. Die wissenschaftlich relevanten Ergebnisse werden in einem Wissenspool öffentlich zur Verfügung gestellt. Hierzu soll möglichst eine bestehende, bekannte wissenschaftliche Dokumentationsplattform genutzt werden.

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