Die erhängten Jüdinnen in der "Kiecha"

Die zwei jüdischen Frauen - Theaterwanderung Auf der Flucht

© Montafoner Museen

Die gescheiterte Flucht von zwei Jüdinnen ist in der kollektiven Erinnerung in der Innerfratte immer noch präsent. 

Das tragische Schickal der beiden Frauen, die vor der Verfolgung durch das NS-Regime in die Schweiz flüchten wollten und an der Grenze aufgegriffen wurden, ist bekannt und auch schon mehrfach auf der Basis von Zeitzeugen-Interviews dokumentiert. Ausführliche Berichte dazu finden sich im Buch Grenzüberschreitungen im Artikel "Gescheiterte Grenzüberschreitungen. Geschichten die man nicht vergisst" von Edith Hessenberger (S. 188-191).  

Über 10 Jahre später konnte in den letzten Tagen mit der Unterstützung durch Erich Brenner (Institut für Klinisch-Funktionelle Anatomie der Medizinischen Universität Innsbruck) sowie Niko Hofinger (Historiker) die Identität und die Herkunft der beiden Frauen endlich geklärt werden, denen Pfarrer Eberhard Amann schon damals eine Gedenktafel in der Leichenkapelle in St. Gallenkirch gewidmet hatte.


Gedenks Tafel

Es handelt sich bei den Frauen um die Schwestern Elisabeth (*4.6.1891) und Martha (*20.7.1892) Nehab aus Berlin. Nach der gescheiterten Flucht und der Inhaftierung in der Arrestzelle ("Kiecha") in St. Gallenkirch nahmen sie sich dort am 24. September 1942 das Leben, da ihnen die Deportation in ein Vernichtungslager bevorstand. In der Datenbank des USHMM (United States Holocaust Memorial Museum) finden sich die entsprechenden Einträge, die jedoch fälschlich "Gaschum" als Sterbeort nennen:
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=7422376
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=7422377

Zuvor hatten die beiden Schwestern, die in Berlin als Sportlehrerinnen gearbeitet hatten, schon 1938 versucht nach Großbritannien zu emigrieren. Ihre Mutter Blanca Nehab (*30.11.1864) hatte sich schon etwa 2 Monate zuvor am 10. August 1942 in Berlin das Leben genommen.

Die Leichname der beiden Schwestern Nehab wurden am Tag nach dem "Selbstmord durch Erhängen" nach Innsbruck auf das anatomische Institut verbracht (vgl. https://doi.org/10.1016/j.aanat.2019.03.007).

An weiteren Informationen über diese beiden Opfer des NS-Regimes sind wir sehr interessiert.

24.10.2019