Gaschurn als letztes Beispiel der Tanzlauben im Montafon

Tanzlaube in Gaschurn um 1912

© Montafoner Museen

Seit dem 14. Jahrhundert gibt es in Vorarlberg Tanzhäuser. Der Historiker Franz Josef Weizenegger (1784-1822) spricht zu Beginn des 19. Jahrhunderts sogar von „Gemeindetanzlauben, die in jedem Pfarrorte“ errichtet waren. Er liefert uns auch Informationen über die Funktion und Bauweise einer einfachen Tanzlaube:

„Das kunstlose Gebäude bestand aus vier Pfählen; einige Fuß hoch von der Erde lag der Boden, die Seiten waren bis zur Brusthöhe mit Brettern eingeschirmt, damit man überall dem Treiben und Drängen der jungen Leute zusehen konnte, ein Schindel - oder Bretterdach schützte die Tanzlustigen von oben.“ 

In späterer Zeit wurde die offene Halle oftmals mit einem geschlossenen Raum verbunden, der auch als Aufbewahrungsort für Feuerlöschrequisiten dienen konnte. Diese Tanzlauben oder -häuser waren mehrfunktionale Gebäude, die in der Nähe der Kirche, meist am Kirchplatz standen. Sie boten während der Woche den Vaganten Wetterschutz, erfüllten die Funktion eines Kaufhauses, dienten als Gerichts-, Versammlungs- und Verkündigungsstätten, doch darüber hinaus galten sie als Stätte des gesellschaftlichen Vergnügens: der Unterhaltung, des Theaters und des Tanzes. In Schruns wurde die hinter der Kirche befindliche Tanzlaube angeblich 1729 abgetragen. 

Bei besonderen Anlässen war man bemüht, die eher schmucklosen Gebäude mit Laubwerk, Blumengirlanden, Teppichen und Fahnen zu verschönern. Mit dem Verlust ihrer Funktion durch die Errichtung eigener Gerichtsgebäude und der Verlagerung von Tanzveranstaltungen und Versammlungen in die Wirtshäuser, wurden die Holzbauten seit dem 19. Jahrhundert vielfach dem Verfall preisgegeben. 

Im Montafon lassen sich 6 Tanzlauben (Bartholomäberg, Schruns, Silbertal, Tschagguns, St. Gallenkirch, Gaschurn) nachweisen. Vollständig ist eine solche nur in Gaschurn erhalten.


Votivbild Tschagguns Kirche Tanzlaube


Silbertal um 1940 TanzlaubeSt. Gallenkirch Tanzlaube um 1912











In Bartholomäberg ist noch eine sagenhafte Überlieferung zur dortigen Tanzlaube dokumentiert:


Der Teufel auf der Tanzloba

Auf der alten Tanzloba gaben sich zur Kilbizeit die immer fröhlichen Bergknappen der Lust des Tanzes hin. 

Je weiter die Nacht vorrückte, umso toller und ausgelassener wurde ihr Treiben. Auf der Turmuhr schlug es schon zwölf. Plötzlich stand ein landfremder Tänzer in der Runde. Von verschwenderischer Pracht war seine Knappentracht. 

Seine funkelnden, verführerischen Augen schweiften von einem zum anderen der lustigen Gesellschaft. Jeder fühlte seinen Blick wie Feuer durch die Adern brennen. Als er seinen Mund zum Sprechen öffnete, wurde es totenstill. „Wäga dem schwarza Frastanzerli ka i hüt nüt maha“, sagte er und verließ die Tanzloba.

Die Nachblickenden sahen noch, daß der unheimliche Gast Geißfüße hatte. Kalter Schauder durchrieselte alle und die Lust am Tanze war jedem vergangen.

Das schwarzi Frastanzerli wr ein überaus frommer Geistlicher, der während die Jugend der Lustbarkeit frönte mit ausgebreiteten Armen für seine geliebten Seelsorgskinder betete.

Anmerkung: Pfarrer Josef Math, Pfarrer hier vom 3.4.1983 – 14.11.1801


(Quelle: Volkssagen aus dem Gemeindegebiet Bartholomäberg, gesammelt von Nikolussi Josef, Schulleiter und Scheibenstock Emil, VS-Direktor i.R.)



08.02.2024