Trauer um Eleonore Schönborn

Lore Schönborns 90. Geburtstag im Museum

© Montafoner Museen

Der Heimatschutzverein Montafon trauert um sein Ehrenmitglied, Frau Eleonore Schönborn (14.4.1920 in Brünn - 25.2.2022 in Schruns). Mit großer Dankbarkeit werden wir ihr ein ehrendes Andenken bewahren.

Eine beeindruckende Persönlichkeit ist von uns gegangen. Mit großer Dankbarkeit verneigen wir uns vor ihrem großen Engagement in der Talschaft, 

sie wird uns fehlen.

Aus der Perspektive der Montafoner Museen liegt es nahe, Lore Schönborns Wirken für die regionale Kulturarbeit in den Vordergrund zu rücken. Ebenso wichtig erscheint es aber für eine Institution, die die Bezeichnung „Heimatschutz“ im Namen trägt, und ganz besonders auch vor dem Hintergrund der tagesaktuellen Entwicklungen in der Ukraine, die Bedeutung des Begriffs „Heimat“ für Eleonore Schönborn und ihr Wirken im Montafon anzusprechen:

Nach der Vertreibung aus ihrer Heimat in der Tschechoslowakei im Jahr 1945 und der über mehrere Stationen führenden Flucht kam Lore Schönborn mit ihren Kindern als Flüchtling nach Vorarlberg und ab 1950 entwickelte sich Schruns zu einer neuen Heimat für sie, auch wenn das „Heimisch-Werden“ hier lange gar nicht so einfach war, wie sie selbst immer wieder betonte.

Die Erfahrung der Vertreibung und der Flucht vergaß sie nie und so engagierte sie sich immer wieder für Asylsuchende. Als um das Jahr 2010 in Schruns die Plattform „Wir brauchen diese Kinder“ entstand, die sich insbesondere für Flüchtlingskinder einsetzte, war Lore vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Geschichte sowie aus einer tiefen christlichen Grundhaltung eine der Proponentinnen dieser Initiative. Stets betonte sie in Diskussionen zum Thema Flucht, dass „niemand seine Heimat freiwillig verlässt“. Stimmen, die sich gegen die Aufnahme von Flüchtlingen oder deren Integration aussprachen, trat sie vehement mit ihrer Lebensgeschichte entgegen. Ihre Unterstützung war aber nicht nur verbal: Unter anderem spendete sie den Erlös von Werken ihres Mannes Hugo Schönborn, die in einer Ausstellung in der MAP-Kellergalerie gezeigt worden waren, für die genannte Kinderhilfsplattform. Auch heute würde sie sich bestimmt für die vielen Menschen, die sich jetzt gerade auf der Flucht zu uns befinden, einsetzen! Heimatschutz ist in diesem Kontext als Engagement für Menschen zu verstehen, die ihre Heimat verloren haben, um ihnen ein neues Heimisch-Werden zu ermöglichen.

Wie schon erwähnt begleitete das Thema "Heimat" Lore Schönborn darüber hinaus bereits seit den ausgehenden 1970er-Jahren bei der Arbeit im Montafoner Heimatmuseum. Über die Gemeindepolitik, in der sie von 1975 bis 1985 als erste weibliche Mandatarin vor allem für die Bereiche Schule, Fürsorge und Alten- und Krankenpflege tätig war und die dortige Arbeit im Kulturausschuss kam sie mit dem Museum, das damals neu am Kirchplatz eingerichtet wurde, in Kontakt. Prompt wurde sie Vorstandsmitglied des Heimatschutzvereins Montafon. Als wesentlicher Teil der sogenannten „Viererbande“, wie sie das langjährige Vorstandsteam gerne nannte, wurde die Museumsarbeit über viele Jahre zu einer ihrer zentralen Lebensaufgaben. In manchem Gespräch machte sie deutlich, dass ihr das Heimatmuseum ein Herzensanliegen war und die Arbeit dort ganz maßgeblich zum Heimisch-Werden im Montafon beitrug.

In den beiden Jahrzehnten ihrer Geschäftsführung wurde im Heimatmuseum Schruns die Dauerausstellung neu eingerichtet, die Sammlung inventarisiert und darüber hinaus in Gaschurn und Silbertal neue thematisch ausgerichtete Museen zu den Schwerpunkten Tourismus und Bergbau ins Leben gerufen. Dazu passt auch ihr Engagement für das Historische Bergwerk Bartholomäberg, das sie über Jahre im Zuge der traditionellen Danielfeier in der Knappagruaba begleitete. Auch für andere Aspekte der Montafoner Kulturlandschaft engagierte sich Lore im Rahmen des Heimatschutzvereins und trug etwa maßgeblich zur Erhaltung der alten Pfarrkirche in Vandans bei.

Unter Lore Schönborns Ägide traten die Montafoner Museen vermehrt überregional in Erscheinung – und dafür wurde sie auch mit der Ehrenmitgliedschaft im Vorarlberger Landesmuseumsverein bedacht – und noch heute erinnern sich viele Teilnehmende an den Österreichischen Museumstagen an sie als Repräsentantin des Montafons.

Sie schuf mit ihrer Arbeit für die Region wichtige und wertvolle Netzwerke, die bis heute unsere Tätigkeit bereichern und uns so manche Türe öffnen. Schließlich begleitete sie im Jahr 2000 maßgeblich und mit Nachdruck die Professionalisierung des Museums- und Kulturbetriebes. Seither und bis zuletzt nahm unser Ehrenmitglied mit großem Interesse rege an der Entwicklung der Museen und der Kulturlandschaft Montafon Anteil.

Der Heimatschutzverein Montafon dankt Eleonore Schönborn für ihr visionäres Wirken und ihr Engagement für ihre geliebte Heimat und nimmt mit großer Dankbarkeit Abschied.

Ruhe in Frieden.

03.03.2022